Barrierefrei ist das neue Nachhaltig

Entwerfen und bauen für den Bedarf von morgen unter dem Oberbegriff „Living and Care: Lebensräume für jung und alt“ – dieses hochaktuelle Thema präsentierte am Donnerstag das Forum A4 – Architekt und Industrie im Dialog.

Dietz_Steltner

Dr. Birgit Dietz und Bernd Steltner erklären barrierefreie Sanitärräume.

Dr. Ing. Birgit Dietz vom Bayerischen Institut für Alters- und demenzsensible Architektur erläuterte zunächst auf Basis ihrer einzigartigen Doppelkompetenz als Architektin und Gerontologin, mit welchen Einschränkungen ältere Menschen leben lernen müssen. Individuell unterschiedlich lassen Beweglichkeit, Kraft, Sinne, Reaktionsvermögen und Koordination mit zunehmendem Alter nach. In westlichen Kulturen nehmen Menschen etwas 85 % ihrer Sinneseindrücke über die Augen wahr, umso schwerer wiegen vermindertes Farb- und Kontrastsehen und Gesichtsfeldeinschränkungen im Alltag. Auch der Gehörsinn wird im Alter störanfälliger und das Sprachverstehen kann stark nachlassen, besonders auf höheren Frequenzen. Wenn zu diesem „normalen“ Abbau noch kognitive Beeinträchtigungen oder gar eine Demenz hinzukommen, wird die Orientierung im öffentlichen und privaten Raum immer schwieriger bis unmöglich. Verunsicherung jedoch macht Angst und löst Fluchttendenzen und Unruhe aus, also genau das, was es Demenzpatienten noch schwerer macht, den Alltag zu bewältigen. Dadurch steigen die Behandlungs- und Pflegekosten.

Hewi-demenz-waschtisch-bad

Demenzgerechte Sanitärraumausstattung. Foto: HEWI

Was die Konzeption von Sanitärräumen zur Lösung dieses Problems beitragen kann, erläuterte Bernd Steltner von der HEWI Heinrich Wilke GmbH. Waschtische und WCs mit Rändern in Farben des für Senioren besonders gut sichtbaren warmen Spektrums, großzügige Bewegungsflächen und ausreichende Durchfahrbreiten erleichtern sowohl Rollatorfahrern die selbständige Körperpflege als auch dem ambulanten oder stationären Pflegepersonal die Arbeit. Bei der Planung und dem Bau altengerechter Sanitärräume sind Planer und Handwerker gefragt: Nur stabile Wände erlauben die Nachrüstung von Haltegriffen. Besonders wichtig ist das im Umfeld der Toilette – hier ist die Sturzgefahr am größten. Und Sturzprophylaxe ist die wichtigste Voraussetzung für möglichst langes Leben in den eigenen vier Wänden im Alter.