Digitalisierung in aller Munde – was passiert tatsächlich in der Praxis?
Die Kooperation HolzLand wollte in Zusammenarbeit mit dem DRW-Verlag herausfinden, inwieweit das allgegenwärtige Schlagwort „Digitalisierung“ tatsächlich im Alltag des Holzhandels angekommen ist. Antworten aus der Praxis lieferten in einer Podiumsdiskussion am Dienstag Nachmittag Max Roggemann, Geschäftsführer Firmengruppe Enno Roggemann, Franz Neuhofer, Geschäftsführer von FN Neuhofer Holz, Jochen Scherf, Geschäftsführer von Holz Scherf Holzfachhandel, und Johannes Häringslack, Geschäftsführer bei Bauvista GmbH & Co KG.
Moderator Andreas Ridder, Geschäftsführer der Handelskooperation HolzLand, eröffnete die Runde mit dem markigen Vergleich, Digitalisierung sei wie Sex im Teenageralter: Jeder redet darüber, aber keiner weiß, wie es geht. Gerade in einer traditionellen Branche wie dem Holzhandel bringen sowohl Mitarbeiter wie auch Kunden technischen Innovationen zunächst einmal gesunde Skepsis entgegen. Bei der Implementierung neuer Systeme hat Max Roggemann beobachtet, dass insbesondere kompetente Begleitung in der Umstellungsphase wichtig ist, damit Mitarbeiter nicht durch Funktionsausfälle entmutigt werden. Auch Max Neuhofer berichtet von anfänglichen Vorbehalten, die sich mit zunehmender Erfahrung jedoch ausräumen ließen. Jochen Scherf pflichtet ihm bei: „Wenn Mitarbeiter Angst um ihren Arbeitsplatz haben, lassen sie sich ungern auf neue Systeme ein. Hier hilft Aufklärung und gründliche Schulung!“
Johannes Häringslack betont, dass der traditionelle Holzhandel einen Preiskampf mit Online-Giganten wie Amazon nur verlieren kann. Punkten kann er hingegen mit „altmodischen“ Tugenden wie Freundlichkeit, Höflichkeit und kompetente Beratung, die das Einkaufen gerade für den Endverbraucher zum emotionalen Erlebnis werden lassen.
Das Thema BIM (Building Information Modeling) ist für den Holzhandel, der in Sachen Digitalisierung noch einigen Nachholbedarf hat, nicht Selbstzweck, sondern eine ambitionierte Herausforderung, deren Effizienzvorteile einheitliche Datenstandards und universelle Schnittstellen voraussetzen, bemerkt Jochen Scherf. Vor der Digitalisierung ist eine Überprüfung und Strukturierung der entsprechenden Prozesse unabdingbar, nur so kann die gewünschte Verzahnung von stationärem und Online-Holzhandel funktionieren.
Die ehrlichen Statements der Teilnehmer auf dem Podium kamen beim Publikum gut an – eine so lebhafte Diskussion, wie sie sich im Anschluss entspann, würde man sich öfter wünschen!