Mythen, an die selbst Fachleute glauben
präsentierte Jürgen Leppig vom GIH Bundesverband e.V. im Rahmen des Forums „Von der Vision in die Praxis“.
Müssen Wände wirklich atmen? Seit Pettenkofer wird Frischluft in Innenräumen zur Gesundhaltung propagiert, doch wie gelangt sie dorthin? Entgegen der Vorstellung von der atmenden Wand geschieht das entweder durch altmodisch-großvolumige Schlüssellöcher oder simpel durch richtiges Lüften. An rund 60 Extremtagen im Jahr müssen aus einem Gebäude rund 480 kg Feuchte abgeführt werden, doch, so Leppig: „Weniger als 1 % diffundiert durch die Außenwand, den Rest muss man durch Lüften abführen.“ Die Wand müsse jedoch die Luftfeuchtigkeit ausgleichen, eine Funktion der ersten 2 cm der Wand, wofür sich besonders Materialien wie der gute alte Lehm eignen.
Verursacht Wärmedämmung vermehrten Schimmelbefall? Nein, klärt Leppig auf. Problematisch in Sachen Schimmel ist nämlich weniger das Material als vielmehr dessen nicht fachgerechte Anwendung. Kältebrücken führen zur Kondensation von Feuchtigkeit aus der wärmeren Raumluft und bereiten so den Boden für Schimmel.
Ist Lüften ein Luxus? Wiederum verneint Leppig und erklärt, dass wir heute dichter bauen, als es die ENEV fordert. Den notwendigen Mindestluftwechsel müssen wir also selbst herstellen – nicht immer einfach, wenn alle Bewohner ganztags berufstätig und somit abwesend sind.
Brauchen unsere Heizungen den hydraulischen Abgleich? Allerdings, konstatiert Leppig und bemängelt, dass dieser bei rund 82 % der Gebäude in Deutschland fehlt. So werden Optimierungschancen verschenkt und kostbare Heizenergie vernichtet.